Wenn es rundläuft… – styles 02/2014

…dann stimmt alles. Lauftechnik, Körperhaltung, Ausrüstung und Schuhe. Und
wenn alles stimmt, wenn es rundläuft wie bei einem Rad, wenn man einem Lauf hat, dann kann es kaum etwas Schöneres geben. Dann ist das Laufen ein wunderbarer Lifetimesport, den man sein ganzes Leben ausüben kann.

Laufen ist längst zum Trendsport geworden. Es gibt kaum einen Stadtpark, kaum einen Waldparkplatz, an dem bei schönem Wetter nicht Läufer anzutreffen sind. Aber die wenigsten, die auf diesem Wege etwas für ihre Gesundheit tun möchten, haben das Laufen richtig erlernt. Die meisten haben sich einfach Schuhe gekauft und sind losgelaufen. Das birgt jedoch erhebliche
Risiken: Eine schlechte Lauftechnik bringt hohe Stoßbelastungen für die Gelenke mit sich, die auch von der Dämpfung im Schuh nicht kompensiert werden können. Verletzungen sind die Folge. So endet das Laufen viel zu häufig beim Orthopäden. Statistiken beweisen, dass fast jeder zweite Läufer einmal im Jahr orthopädische Probleme hat: Von A wie Achillessehnenentzündungen bis Z wie Zerrung kommt alles vor.
Sigrid Fiala, die Orthopädie-Techniker Meisterin und Inhaber des GesundheitsCenter FIALA und dem LaufschuhWerk, ist ausgebildete naturalrunning-Trainerin. Sie weiß um die Probleme von Läufern, die einfach so losgeprescht sind. Sie weiß aber auch, dass Kinder, wenn sie laufen, all das automatisch richtig machen, was erwachsene Laufanwärter in Kursen wieder erlernen müssen. Es macht aber Sinn, sich das natürliche Laufen, das natural running, wieder anzueignen. „Wenn man Kinder beim Laufen zusieht, das macht richtig Freude. Die machen es automatisch richtig“, sagt Sigrid Fiala. Beim kindlichen Lauf läuft es eben rund, wie man so sagt. „Eine Laufbewegung ist wie ein Rad, rund und harmonisch. Vor allem sind kurze Bodenkontaktzeiten die Grundvoraussetzung dafür“, sagt Fiala weiter. Aber dafür bedarf es eines starken Rumpfs. Und die Übungen dafür sind durchaus mühsam, aber äußerst effektiv. Und das Ergebnis ist ein effektiver Laufstil mit Schonung von Bändern und Gelenken. Jeder kann sich lauftechnisch kompetent schulen lassen. Seit sieben Jahren gibt Sigrid Fiala diese Lauftechnik-Kurse nach dem Prinzip von Dr. Matthias Marquardt, promovierter Arzt und Autor des Laufbuchklassikers „Die Laufbibel“. In acht Unterrichtseinheiten wird diese Technik vermittelt. So lernt man, Verletzungen mit der richtigen Technik wirksam vorzubeugen. Außerdem
wird der Laufstil ökonomischer und die Laufrunde künftig weniger anstrengend. Die wesentlichen Bestandteile einer erfolgreichen Lauftechnik werden von speziell geschulten und ausgebildeten Trainern vermittelt. Zu den Kursinhalten zählt neben Armhaltung, Rumpfposition, Beinarbeit und Fußaufsatz vor allem die gezielte Kräftigung der Fuß-, Hüft- und Rumpfmuskulatur. Diese Muskelgruppen sind meist schlecht entwickelt. Dabei tragen sie erheblich zum dynamischen und vor allem verletzungsfreien Laufen bei. Wer einen solchen Lehrgang besucht, der lernt, sich nicht mit der Ferse auf dem Boden fortzubewegen, er oder sie lernt den Oberkörper leicht nach vorne zu beugen und nicht „im Sitzen“ zu laufen. Vokuhila – vorne kurz aufsetzen, hinten lang ausschwingen heißt das Motto. Wer dann noch mit den Armen die Frequenz vorgibt und das „Läuferdreieck“, hinbekommt, ist schon ein paar gewaltige Schritte weitergekommen.
Vom Einsteiger bis hin zum gestandenen Marathonläufer kann jeder vom Erlernten profitieren. „Es ist erstaunlich, wie schnell sich Fortschritte einstellen, von denen mir die Kursteilnehmer freudestrahlend berichten“, sagt Fiala. Dabei
geht es keineswegs um Spezialtechniken für Weltklasseläufer, sondern um eine solide Lauftechnik. Etwa ein Jahr sollten Laufschüler einplanen, bis sich die gelernte Technik verinnerlicht hat und man „automatisch“ richtig läuft. Drei bis vier Laufkurse finden jährlich im Stadion in Ostfildern-Nellingen und im Georgiistadion am Jägerhaus statt. Nach dem Besuch des Grundkurses kann im Anschluss daran im Fortgeschrittenenkurs die Technik noch weiter aufgebaut werden. Ein solcher Kurs findet monatlich statt und beinhaltet jedes Mal ein anderes Thema.
Risiken birgt auch die Wahl der Schuhe. Die Ausrüstung für die Fuße sollte dem
Laufstil und dem Körperbau angemessen sein. Und dazu benötigt man eine professionelle Beratung. Wie die von Sigrid Fiala im LaufschuhWerk. Dort gehen die Läufer und Schuhkäufer auf ein Band, der Laufstil wird einer genauen
Prüfung unterzogen. Nur so lässt sich klären, ob ein Läufer eine Stütze außen oder innen, mit oder ohne Einlage, oder vielleicht gar keine Stütze benötig, oder ob er ein Kandidat für einen natural running-Schuh, bei dem man nur einen Fußschutz trägt. Sigrid Fiala rät: „Wenn es beim Laufen irgendwo zwickt, dann sollte man nach dem Schuh schauen.“ Rund 800 bis 1000 Kilometer hält ein Schuh durch, bei kürzeren Bodenkontakten auch länger. Aber auch ein ungelaufener Schuh altert. Nach zwei Jahren spätestens sollte er erneuert
werden. Fiala sagt über sich selbst: „Ich bin eine Läuferin mit großem Spaß, seit ich das Prinzip verstanden habe.“

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